70 Jahre Innovation aus Tradition — ein Interview mit Fritz Gebhardt
Getreu seinem Motto »Wege finden, wo noch keine Wege sind« führte Fritz Gebhardt mit Durchhaltevermögen das Unternehmen durch alle Turbulenzen.
Warum Fritz Gebhardt das Angebot seiner Mutter im Jahr 2002, in den Vorstand der GEBHARDT AG einzusteigen, nur zögernd annahm und der 30. November 2007 ein bedeutsamer Meilenstein war, erfahren Sie im Blogartikel.
»Mein Sohn Fritz kennt jemanden, der jemanden kennt« – so beschrieb Elfriede Gebhardt einst ihren Sohn Fritz Gebhardt. Mit seinem Verhandlungsgeschick und seinem untrüglichen Bauchgefühl hat sich der Geschäftsführer über viele erfolgreiche Jahre und viele erfolgreiche Geschäftsabschlüsse hinweg als der Netzwerker des Familienunternehmens etabliert. Sein umfangreiches Kontaktnetzwerk hat Fritz Gebhardt bereits früh zu knüpfen begonnen. Nach seiner Berufsausbildung bei GEBHARDT zog es ihn in die Selbständigkeit. Und noch heute profitiert der 67-Jährige etwa von seinen Kontakten im US-amerikanischen Motorsport, die er sich in den Jahren seiner Selbständigkeit zwischen 1986 und 1999 aufgebaut hat. »Die Höhen und Tiefen aus der Zeit, die ich nicht bei GEBHARDT war, haben mich geprägt. Ohne diese Erfahrungen hätte ich das Unternehmen nicht zum heutigen Erfolg führen können«, betont Fritz Gebhardt.
Auch die Marketing-Expertise, die Fritz Gebhardt während seiner Zeit als Selbständiger gesammelt hatte, kam bei seiner Rückkehr zu GEBHARDT sehr gelegen, um das Unternehmen in Sachen Absatzoptimierung, Vermarktung und Kundenkommunikation zu beraten. Das Angebot seiner Mutter im Jahr 2002, in den Vorstand der GEBHARDT AG einzusteigen, hatte Fritz Gebhardt nur zögernd angenommen – die Vorstellung eines Aufsichtsrats als Gremium-Ebene missfiel ihm. Die größte Herausforderung in der neuen Rolle bestand darin, das Wachstums- und Entwicklungstempo des Familienunternehmens inmitten einer Zeit des Umbruchs wieder anzukurbeln. 2002 gründeten Elfriede und Fritz Gebhardt die Niederlassung in den USA und er war federführend bei der Expansion des Unternehmens nach England, Österreich, Polen, Dänemark, Schweden, Schweiz und in die Vereinigten Arabischen Emirate.
Der 30. November 2007 war für Fritz Gebhardt ein Meilenstein. An diesem Tag erwarb er 100 Prozent der GEBHARDT Intralogistics Group. Unter einer Bedingung: Die AG sollte wieder eine GmbH werden. Denn hinter den unterschiedlichen Geschäftsformen stecken fundamental verschiedene Philosophien, das weiß Fritz Gebhardt aus seinen Verhandlungen mit verschiedensten Kund:innen, vom Familienunternehmen bis hin zum Großkonzern. Seine persönliche Führungsphilosophie ist und bleibt die der Nähe: Zu den Mitarbeitenden ebenso wie zu den Kund:innen, durch kurze Entscheidungswege, direkte Kommunikation und Vertrauen.
Durch diese Nähe auf Entscheider-Ebene können sich Familienunternehmen auch im Wettbewerb mit Konzernen oft behaupten. So manches Mal konnte Fritz Gebhardt eine knifflige Verhandlung durch seine Präsenz zugunsten seines Unternehmens entscheiden. »Wenn man als Geschäftsführer dem Kund:innen auf Augenhöhe gegenübertritt, lassen sich Fragen am Verhandlungstisch klären, bei denen etwa ein Abteilungsleiter zunächst Rücksprache halten müsste«, erklärt Fritz Gebhardt. Noch heute ist er für ausgewählte Großkunden »das rote Telefon«, der direkte Ansprechpartner, auf den stets Verlass ist.
Dank seiner Intuition konnte Fritz Gebhardt als Geschäftsführer früh Weichen für den Unternehmenserfolg stellen: Die Einführung der SAP ERP Software und OPUS (Optimierung, Prozesse und Strukturen) mit der Fa. IOWELL, aber auch der Kauf der damals insolventen Sandt Logistik. Diese Akquisition stellte sich als Meilenstein in der Transformation von GEBHARDT Fördertechnik vom Komponentenanbieter zum System-anbieter heraus. »Meine Mutter wollte mir den Kauf damals unbedingt ausreden, aber ich habe auf mein Bauchgefühl gehört«, schmunzelt Fritz Gebhardt. Mit diesem Bauchgefühl hat er dem Unternehmen geholfen, sich über die Jahre in Auftragsvolumina in zweistelliger Millionenhöhe vorzuarbeiten. Getreu seinem Motto »Wege finden, wo noch keine Wege sind« führte Fritz Gebhardt mit Durchhaltevermögen das Unternehmen durch alle Turbulenzen. Bei allen monetären Erfolgen darf laut Fritz Gebhardt eines nicht auf der Strecke bleiben: Die Seele des Unternehmens. Für ihn bedeutet das: Loyalität zwischen Arbeitgeber und den Mitarbeitenden, verlässliche Geschäftsbeziehungen und vertrauensvolle Kommunikation. Diese Werte sind für ein Familienunternehmen nicht wegzudenken. Deshalb antwortet Fritz Gebhardt auf Akquise-Angebote von Konzernen stets mit dem Satz: »Wir verkaufen nicht.«