Zum Abschied ein Interview mit Frank Apel
Frank Apel, Mitglied der Geschäftsleitung, verließ die GEBHARDT Intralogistics Group am 30. Juni 2021 und geht in den wohlverdienten Ruhestand. Seine insgesamt sechs Jahre im Unternehmen füllte er mit viel Expertise und Know-how aus der Branche sowie Erfahrung in den Bereichen Vertrieb, Projektmanagement und Customer Service. Die Abteilung Retrofit & Modernisierung baute er innerhalb kurzer Zeit entscheidend aus und machte es unseren Kunden somit noch einfacher, bestehende Anlagen optimal zu betreiben und Erweiterungen anzugehen. Mehr als 35 Mitarbeiter leitete er auf Basis seines Wissens jahrelang an und trug somit zum Erfolg von GEBHARDT bei. Mit Frank Apel verabschieden wir ein Mitglied der Geschäftsleitung, einen Kollegen und Freund, welcher die Entwicklung des Sinsheimer Unternehmens maßgeblich geprägt hat.
Der Bereich Customer Service bei GEBHARDT wurde in den letzten Jahren stetig ausgebaut. Wie wichtig ist der Service eines Intralogistikherstellers in Bezug auf Kundenbindung und Anlagensicherheit?
Apel: Erst einmal möchte ich an dieser Stelle bestätigen, dass wir den Bereich Service nicht nur stetig ausgebaut haben, sondern mit Unterstützung aller Mitarbeiter eine vom Kunden deutlich wahrnehmbare positive Qualitätsentwicklung forcieren konnten. Wir verfolgen die Philosophie, dass die Kundenbeziehung nach der Realisierung des Projektes nicht beendet ist, sondern erfolgreich in eine folgende Phase des After-Sales-Service übergeht. Dem Kunden auch in der Betriebsphase ein Partner sein – das ist unser Anspruch. Dafür haben wir verschiedene Service-Produkte weiterentwickelt und neue Produkte ins Portfolio aufgenommen. Damit möchte ich verdeutlichen, welchen hohen Stellenwert der Service in unserem Unternehmen einnimmt.
Mittlerweile ist absehbar, dass die vernetzte Produktion in Zukunft Standard sein wird. In neu geplanten Anlagen ist dieser Faktor schon automatisch eingeplant. Wie bringen wir ältere Anlagen kosteneffizient auf Vordermann, damit auch diese Kunden zukünftig weiterhin wirtschaftlich arbeiten und die Anlagen für den vollen Lebenszyklus optimieren können?
Apel: Die Kunden selbst sind natürlich immer daran interessiert, ihre Anlage auf dem aktuellen Stand zu halten. Das heißt, in der Regel sind die Prozesse wie die Steigerung der Effizienz, die Anpassung der Prozesse, die Steigerung der Leistungen und der Erhalt der Verfügbarkeit fortlaufend und werden von uns unterstützt. Grundlage für eine hohe Verfügbarkeit sind die zyklischen vorbeugenden Wartungen. Ein großes Thema sind oft die Prozesse, die sich im Leben einer Anlage, sei es durch Kundenanforderungen, sei es durch neue Produkte immer wieder ändern und zu Anpassungen führen. Dabei sind die softwareseitigen Änderungen und die Anpassungen der Steuerungen, ich möchte nicht sagen, die einfacheren Herausforderungen der Implementierung im laufenden Betrieb aber sie lassen sich durchaus mit den Betriebszeiten in Einklang bringen. Sollten mechanische Anpassungen oder Erweiterung notwendig werden, ist es schon etwas komplizierter und es bedarf einer guten Planung. Aber auch auf diese Herausforderungen haben wir Antworten. Da kommt uns klar das zur Verfügung stehende Produktportfolio und die enorme Fertigungstiefe zugute. Zusammenfassend kann man sagen, dass das „auf Vordermann“ bringen, in großen Teilen ein „auf Vordermann“ halten ist.
Auf sich schnell ändernde Produktionsprozesse aufgrund variabler Nachfragen muss flexible und skalierbar reagiert werden können. Wie wirkt sich die Industrie 4.0 Deiner Meinung nach auf die Planung von Intralogistik und die Effizienz der Supply Chain aus?
Apel: Die Intralogistik war schon vor einigen Jahren Vorreiter bei den Verknüpfungen von Maschinen und Prozessen. Nur haben wir es damals nicht Industrie 4.0 genannt J. In Umkehr heißt dies, wir haben schon immer in Richtung Vernetzung, Maschinenkommunikation, Skalierbarkeit u. ä. gedacht nur eben mit dem jeweiligen technologischen Wissensstand. Es soll aber nicht heißen, dass wir uns hier auf gesammeltes Wissen und vielleicht auch auf Lorbeeren ausruhen können. Genau da müssen wir immer auf den höchstmöglichen technologischen Stand unserer Produkte und unserer umzusetzenden Prozesse achten. Beispiel FTS! Diese autonomen Fahrzeuge gibt es meiner Meinung nach schon 50 Jahre mit verschiedenem Auf und Ab in der Anwendung. Aber genau jetzt sehen wir uns einer Entwicklung gegenüber, die den Einsatz der FTS in verschiedensten Szenarien schon fast normal erscheinen lässt. Und hier muss man am Ball bleiben. Ich bin überzeugt, dass wir hier mit unseren Produkten und nicht nur mit den FTS, gut aufgestellt sind.
Was war Dein bisher spannendstes Projekt mit GEBHARDT? Welche Erinnerungen nimmst Du mit in den Ruhestand?
Apel: Da ich in den Vertriebs-, Abwicklungs- und After-Sales-Prozess eingebunden war, fallen mir natürlich spontan verschiedene Projekte ein. Im Vertrieb möchte ich zwei Projekte nennen: Bei Ottobock hatte ich bereits zweimal Anlauf genommen, ein System zu verkaufen und bin gescheitert. Das sollte mir beim dritten Mal nicht passieren. Gemeinsam im Team haben wir einen Weg gefunden, mit den speziellen Anforderungen des Kunden umzugehen. Zum Schluss hat uns noch ein langer Atem bei den Vertragsverhandlungen zum Erfolg geführt. Zum anderen wird mir das Projekt bei einem namhaften Kosmetikhersteller in Erinnerung bleiben, weil wir voller Freude kein kleines Projekt gewonnen haben, aber dann sehr lange auf den eigentlichen Vertragsabschluss warten mussten. In der Abwicklung denke ich an das Projekt TTI Inc. zurück. Hier hat sich gezeigt, dass man mit gut abgestimmten Prozessen, offener Kommunikation und maximaler Flexibilität alle Herausforderungen, die einem in den verschiedenen Realisierungsphasen begegnen, meistern kann. Für den Service ist es der eigentliche Aufbau/Umbau selbst, den ich hier erwähnen möchte. Die neue Struktur, die neuen Produkte und ein dadurch geprägtes „Gesicht zum Kunden“ sind die Meilensteine der Weiterentwicklung im Service. Diese Beispiele möchte ich stellvertretend für viele schöne Projekte und den damit verbundenen Erinnerungen nennen.
Als erfahrener und profilierter Manager in der Intralogistik – hast Du uns noch ein paar Tipps für die Zukunft?
Apel: Ich bin großer Motorsport-Fan. Und dort hört man in jedem zweiten Interview: „Wir müssen weiter pushen und in unseren Entwicklungen nicht nachlassen!“ Genau dieses Motto möchte ich an dieser Stelle auch an die gesamte Firma GEBHARDT weitergeben.